Wer schon einmal auf dem Deich einer der Wattenmeerinseln gestanden hat, der weiß, wie groß das Watt ist. Es ist das größte Gezeitengebiet der Welt und ein besonderes Stück Natur. Auch wenn der Anschein trügt, wenn man aus der Ferne hinschaut. Das weiß auch die Ökologin Lyce Saathof (26). Sie führt Menschen über das Watt, damit sie aus unmittelbarer Nähe sehen, was sich unter der grauen Schlammschicht so alles versteckt.
„Unsere Exkursion beginnt auf dem Deich, sodass sich die Menschen zunächst gut umschauen können“, erklärt sie. "Man steht hier etwas erhöht und in der Polderlandschaft hinter uns sieht man die Kühe und die vielen Gänse. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Salzwiesen und auf das ausgestreckte Watt. Ja, beim ersten Anblick sieht es wie ein großes Schlammbecken aus. Aber das ist es nicht.“
Die Ökologin freut sich immer riesig, wenn Menschen das erste Mal das Watt betreten. „Wenn wir mitten im Watt stehen, frage ich sie, wie sich der Boden anfühlt. Er fühlt sich nämlich sehr wie Lehm an. Ganz weich, manchmal kalt und manchmal warm. Wir pflücken Seealgen und probieren den Geschmack. Und in den Herbstmonaten trauen sich die Leute auch manchmal, eine Herzmuschel zu probieren. Das schmeckt überraschenderweise nach Salzgurken.
Auf dieser Exkursion werden also alle Sinne angesprochen. Man fühlt den Schlick, schmeckt was wächst und man hört das sanfte Blubbern des Watts. Lyce: „Wir schauen uns aufmerksam alle Farben und Spuren an, die wir vorfinden. Manchmal entdecken wir zum Beispiel orangefarbene Flecken. Das sind klitzekleine Algen, eine Art Plankton. Die Algen bilden Nahrung für Würmer und Schalentiere, und diese dienen wiederum als Nahrung für Vögel. Sie bilden den Anfang der Nahrungskette.“
Ein Besuch im Watt ist aber nicht nur im Sommer schön. Vielleicht eher nicht sogar. Im Herbst ist es hier noch etwas abenteuerlicher. Lyce: „Ich finde die raue Landschaft und die Unendlichkeit dieses Gebietes so wunderschön. Der starke Wind in den Haaren, die schönen Farben des Watts, die wunderbaren Wolken am Himmel. Die Pflanzen der Salzwiesen blühen dann in hübschem Orange. Der Herbst ist auf den Salzwiesen deutlich zu erkennen.“