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Wanderinfluencerin Roos Freije über die Kraft des Gehens im Herbst

Wandern im Herbst ist anders. Die Luft ist frisch, der Weg matschig, das Licht kurz. Genau das ist es, was Wanderinfluencerin Roos Freije an dieser Jahreszeit so fasziniert. Sie ging vier Etappen des Ziltepad – von Sint Jacobiparochie nach Peins, von Peins nach Zurich, von Zurich nach Stroe und von Stroe nach Oosterland – und übernachtete in der Dorfkirche von Zurich. Ihre Geschichte zeigt, wie die Landschaft im Herbst denjenigen eine besondere Ruhe schenkt, die diesen Weg gehen.

Sonnabendmorgen, kurz nach Sonnenaufgang. Der Wind frischt auf, der Himmel wirkt schwer. Trotzdem bricht Roos in Sint Jacobiparochie auf. „Dieser Wechsel aus Sturm, Sonne und wieder Sturm – das macht es spannend“, sagt sie. In der Ferne verschwinden Dörfer im Nebel, das Wasser färbt sich dunkelgrau. Wenig später bricht das Licht durch, und für ein paar Minuten scheint alles stillzustehen.
Für Roos ist das Wetter nie entscheidend. „Regen gehört einfach zum Wandern dazu.“

Sie ist an den Rhythmus von Tagen draußen gewöhnt. „Gute Schuhe, ein Rucksack – und einfach losgehen.“ Als sie in Richtung Peins wandert, klart der Himmel auf. In der Ferne zieht eine Schafherde über den Deich. Der Wind rauscht durch das Gras. Ruhiger kann es nicht werden.

Platz im Kopf

Nach einigen Tagen merkt Roos, was das Gehen mit ihr macht. „Ab einem bestimmten Punkt verschwinden die Grübeleien – oder ich kann sie mit Abstand betrachten.“ Sie sagt es ruhig, als sei es selbstverständlich. „Das Leben wird ganz einfach, wenn man geht. Man muss nur einen Schritt nach vorn machen.“

Die Landschaft hilft dabei. Der Himmel hängt tief, das Land liegt weit offen. Regenbögen leuchten kurz über den Wiesen auf, das Wasser in den Gräben bewegt sich träge im Wind. Wandern bringt Ruhe, aber auch Klarheit. „Alles wird kleiner, wenn man draußen ist.“ Sie bleibt kurz stehen, blickt in die Ferne. Keine Eile, keine Ablenkung. Nur der Rhythmus ihrer Schritte. „Das reicht“, sagt sie.

Eine Nacht in der Kirche

In Zurich erwartet sie eine freiwillige Helferin mit einem Schlüssel und einem Lächeln. Gemeinsam klappen sie das Feldbett zwischen den blauen Wänden der Dorfkirche auf. „Als sie ging, dachte ich: Jetzt bin ich ganz allein in einer Kirche – mit einem Friedhof“, erzählt Roos und lacht. „Aber es fühlte sich gut an. Ich habe ein paar Lichter angelassen – das war genug.“

Draußen tobt der Sturm, drinnen ist es still. Ab und zu knarrt das Holz, der Wind pfeift durch einen Fensterspalt. „Man hört alles: den Wind, die Bäume, das Gebäude selbst. Nicht unheimlich – eher besonders.“ Am nächsten Morgen frühstückt sie auf einer Kirchenbank, Joghurt und Tee, während das erste Licht durch die bunten Glasfenster fällt. „Die Menschen freuen sich, wenn du durch ihr Dorf gehst, in der Kirche schläfst und Interesse an der Umgebung zeigst. Sie erzählen gern von ihrem Zuhause.“ Diese Begegnungen machen den Weg für sie vollständig.

Die Kraft des Herbstes

Für viele beginnt das Wanderjahr im Frühling. Roos sieht das anders. „Im Herbst und Winter ist es ruhig – das gefällt mir. Manchmal hat man die Natur ganz für sich allein.“ Sie bleibt stehen, atmet tief ein. „Am Wasser, mit Wind im Gesicht, spürt man, dass man lebt.“

Ihre Tipps sind einfach: gute Kleidung und etwas Warmes zu trinken. „Mitten in der Natur schmeckt Kaffee oder Tee doppelt so gut.“ Das Schlichte, Ursprüngliche des Herbstes macht das Wandern besonders wertvoll. Keine Menschenmassen, keine Hitze – nur Luft, Wasser und Erde. „Man muss nicht weit wegfahren. In den Niederlanden gibt es noch echte Orte.“ Das Ziltepad – und damit die Waddenküste – ist einer davon.

Über Roos Freije

Vor zwei Jahren ging sie den Pieterpad. Dort begann ihre Liebe zum Wandern. Seitdem teilt sie ihre Touren mit über 40.000 Followern. „Viele Menschen möchten allein wandern, trauen sich aber nicht. Ich zeige, wie ich es mache – und das hilft.“ Für Roos ist Wandern mehr als Bewegung – es ist Freiheit. „Auch wenn man nur zwei Tage weg ist, fühlt es sich an, als wäre man eine Woche im Urlaub gewesen.“ Sie blickt zum Horizont, wo sich das Licht schon wieder verändert. „Ich möchte das Ziltepad weitergehen. Am Ende will ich die gesamte Strecke schaffen.“ Sie sagt es mit derselben Ruhe, mit der sie geht: Schritt für Schritt.

Das Ziltepad - Entdecke die Etappen, die Roos Freije auf ihrer Tour gegangen ist